02.02.2022

Diaspora als Strategisches Potenzial und Generator der wirtschaftlichen Entwicklung Südosteuropas

Diaspora als Strategisches Potenzial und Generator der wirtschaftlichen Entwicklung Südosteuropas
Es ist allgemein bekannt, dass Südosteuropa eine Auswanderer-Region ist. Derzeit leben etwa elf Millionen Auswanderer und ihre Nachkommen, die alle aus der Region der sieben Länder des ehemaligen Jugoslawien stammen, im Ausland. Nicht alle sind lediglich einfache Gastarbeiter oder Handwerker, die ihre Muttersprache vergessen, aber die Sprache des Gastlandes nie gut gelernt haben, wie oft klischeehaft behauptet wird. Unter ihnen gibt es Mitglieder des amerikanischen Repräsentantenhauses, Professoren, Schriftsteller, Grundbesitzer, Banker und Geschäftsleute.

Die zweite und die dritte Auswanderergeneration sind besonders wichtig, weil sie die frühere Heimat und deren Mentalität kennen, mehrere Sprachen perfekt beherrschen, an renommierten ausländischen Universitäten ausgebildet wurden, mit den lokalen Eliten verbunden sind und versierte Experten für die Belange ihrer Heimat sind. Wie vielen solcher heimatverbundenen Experten wurde die Möglichkeit gegeben, ihr Heimatland z. B. als Botschafter oder Konsul zu vertreten? Wie viele dieser Exilanten sind heute an der wirtschaftlichen Konsolidierung ihres Landes beteiligt? Wie viele unserer Geschäftsleute haben wir dazu gebracht, in ihre Heimat zu investieren? Wir erwarten Investitionen von internationalen Investoren, während wir uns um unsere Landsleute überhaupt nicht kümmern. Menschen, die seit Jahren weltweit Milliarden investieren und gleichzeitig ihre Heimat nicht als einen Ort wahrnehmen, an dem sie ihr Kapital vermehren können.
 
Die Diaspora kann eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung Südosteuropas spielen. Sie kann als Brücke für Wissenstransfer, den Austausch von Geschäftsmodellen und Investitionen dienen. Darüber hinaus kann sie auch der beste Botschafter ihres Landes im Dialog mit anderen ausländischen Investoren sein.
 
Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Diaspora ist der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen. Wenn wir versuchen wollen, Kapital, Wissen und Kontakte der Diaspora zu nutzen, sollten wir uns zunächst fragen, was jedes Land der Region für die Diaspora tun kann. Damit die Diaspora etwas für ihr Land tun kann.
Israelis, Iren und Polen beispielsweise haben seit Langem verstanden, dass Auswanderung ein demografisches, finanzielles, Investitions- und Lobbypotenzial darstellt.